Samstag, 28. Februar 2015

Annoying Japan #2



6. LAST TRAINS

Da ist man in Tokyo und will richtig gut feiern gehen, das Hotel liegt zwar etwas außerhalb, aber in einer Großstadt wie dieser ist das öffentliche Verkehrsnetz doch bestimmt super ausgebaut, oder? Tagsüber auf jeden Fall, aber ab Mitternacht fahren weder Züge noch U-Bahnen, und auch sonst keine öffentlichen Verkehrsmittel. Man kann sich also entweder in Unkosten stürzen und ein Taxi nehmen, oder man wartet, bis die ersten Züge fahren, damit man zurück ins Hotel kommt. Kaum zu glauben, aber wahr.




7. SCHLÜRFEN

Wie ich euch in einem älteren Post bereits erzählt habe, ist es in Japan üblich, seine Suppe zu schlürfen, da diese meistens brühend heiß serviert wird. Wir Europäer finden das natürlich ausgesprochen unhöflich und auch nicht sonderlich angebracht - da kann einem schon mal der Appetit vergehen, wenn eine Horde Japaner am Nebentisch Ramen bestellt.





8. RIESEN

Wir Europäer sind für die Japaner Riesen. Glaubt ihr nicht? Wenn man größer als 1,70m ist, kann es schon sein, dass man sich bücken muss, um ein japanisches Haus betreten zu können. Auch die Tische in manchen Cafés oder Bars sind mir niedriger vorgekommen, als in Europa. Auf der Toilette am Flughafen Narita fühlt man sich beim Händewaschen außerdem, als würde man ein Kinder Waschbecken benützen. Und das aller aller Schlimmste sind die eng geschnittenen Hosen, die den schlanken Europäern zwar passen, aber meistens viiiiiiel zu kurz sind - ja, in Japan sind wir alle Riesen ;)



9. PEACE!

Ihr bittet einen Japaner darum, ein Foto von ihm/ihr zu machen, da er/sie das perfekte Motiv für ein Portrait ist? Versucht es erst gar nicht, die Japaner formen ihren Zeige- und Mittelfinger reflexartig zu einem "V", sobald eine Kamera auf sie gerichtet wird, und das macht jedes noch so schöne Portrait kauputt. Wenn man Japaner mal dabei beobachtet scheint es, als wäre diese Bewegung bereits seit Generationen angeboren. Auch wenn man nur als Tourist in Japan unterwegs ist, übernimmt man dieses Peace Zeichen ziemlich, ziemlich schnell, wie ihr an meinem Beispiel sehen könnt :P



10. DIE RÜLPSENDEN WUTBÜRGER

Bei diesem lustig klingenden Begriff handelt es sich um westliche Nachnamen in Japan. "Häääh?" wird es euch jetzt durch den Kopf gehen. Zwar könnte ich für euch die Problematik hier kurz zusammenfassen, aber ich verweise dann doch lieber auf Diana, die mit einem Japaner verheiratet ist, und sich gerne mal über das Thema "westliche Nachnamen in Japan" auf ihrem Blog auslässt. So auch die euch vielleicht schon bekannte Claudia, deren Blog ich ebenfalls verfolge. Wer dann immer noch nicht genug über die "rülpsenden Wutbürger" gehört hat, der sollte sich Anikas Eintrag zum selben Thema auch noch durchlesen ;)



Bildquellen
Bild 1 - http://howibecametexan.com/wp-content/uploads/2013/04/img_9302-001.jpg
Bild 2 - http://thumb7.shutterstock.com/display_pic_with_logo/230902/230902,1326040238,11/stock-vector-cute-smiling-young-boy-and-lovely-girl-with-tasty-and-spicy-instant-ramen-noodles-in-a-snack-bar-93719680.jpg

Freitag, 20. Februar 2015

Das Paris Syndrom


Ich kann doch nicht schon wieder einen Post mit den Worten "die spinnen doch, die Japaner" beginnen - aber mir fällt auch zu diesem Thema keine Formulierung ein, die diesen Eintrag besser einleiten würde.
Das Paris Syndrom (jap. Pari shōkōgun) - als ich davon zum ersten Mal gehört habe, konnte ich mir nichts darunter vorstellen, gleich wie ihr wahrscheinlich. Aber ich will euch aufklären.

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Das Paris Syndrom ist eine vorübergehende psychische Störung, an der hauptsächlich Japaner bei einem Besuch in Frankreichs Hauptstadt leiden. Klingt kurios? Ist es auch.

Ausgelöst wird es durch die hohen Erwartungen, die Japaner von der Stadt der Liebe haben. In Filmen wird ein gewisses Gefühl vermittelt, welches die Japaner hoffen zu erleben, wenn sie nach Frankreich reisen. Gerade in "Die fabelhafte Welt der Amélie" vermittelt die Stadt ein so romantisches Flair, dass einige Japaner eine völlig verzerrte Vorstellung der Stadt bekommen. Zudem wird Paris in vielen japanischen Magazinen als eine Stadt dargestellt, in der alle Frauen Models sind und jeder die Marke Louis Vuitton trägt. Die Sprachbarriere und die kulturellen Unterschiede verstärken das alles natürlich auch noch.

Jährlich sind zwischen 30 und 100 Japaner vom Paris Syndrom betroffen, ca. 20% der Fälle stuft die japanische Botschaft in Paris als "gravierend" ein. Die am häufigsten auftretenden Symptome sind Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Angstzustände, Schwindel und Schwitzen. Laut Yoshikatsu Aoyagi, Konsulatschef der japanischen Botschaft in Paris, gab es bereits sehr kuriose Fälle. So glaubte eine Frau im Zuge des Paris Syndroms, dass sie mit Mikrowellen attackiert werde, ein anderer Japaner hingegen war davon überzeugt, Ludwig XIV. zu sein.

Bei etwa einem Viertel der Japaner, die am Paris Syndrom leiden, wird die sofortige Heimreise empfohlen. Bei schwächeren Fällen dieser psychischen Störung genügt es, sich im Bett auszuruhen und viel zu trinken. Mittlerweile gibt es eine Notfall-Hotline für Japaner in Paris, welche 24 Stunden am Tag erreichbar ist. Sollten sich also erste Symptome zeigen, so können die enttäuschten Touristen sofort Hilfe anfordern.

Zwar musste ich beim Verfassen dieses Posts mehr als nur einmal lachen, aber eigentlich habe ich, wir erinnern uns (oder auch nicht, HIER der Link zum Post), in Tokyo etwas sehr ähnliches erlebt. Zwar litt ich weder an Halluzinationen, noch an Schwindel oder Angstzuständen, jedoch war mein Bild von Japan vor dieser Reise auch etwas realitätsfern, was mir in den paar Tagen in Tokyo, und auch den Wochen danach schwer zu schaffen machte. Wie ich gelesen habe, ist das Paris Syndrom eine spezielle Art des Kulturschocks, und kann durchaus mit meinen Erlebnissen vom Dezember 2013 verglichen werden. 

"Die Spinnen doch, die Japaner" ist in diesem Fall wohl doch nicht so angebracht, wie ich zu Beginn der Recherche vermutet habe...